Der Mann links: „ Was für ein dramatischer Fehlschlag, der Kommunismus: Leute stehen hungrig vor leeren Läden! ”.
Der Mann rechts: „ ...Stimmt, ein trauriger Fehlschlag. Aber was sagst du zum Kapitalismus: Leute stehen hungrig vor vollen Läden! ”.
Dieser Comic des genialen Zeichners Jaume Perich (1941-1995) fasst ganz gut das Drama der beiden Weltanschauungen zusammen, die sich im Kalten Krieg (1945-1991) gegenüber standen.
In den Regierungen des Staatskapitalismus, hier Kommunismus genannt, sollte der Markt abgeschafft werden, und so gab es nicht genug Waren in den Läden, die die Bevölkerung mit den wichtigsten Gütern für den Grundbedarf versorgen sollten. Lange Schlangen bildeten sich davor, und wenn jemand etwas außerhalb der ihm zugeteilten Ration kaufen wollte, musste er es sich auf dem Schwarzmarkt besorgen. Die Produkte auf dem Schwarzmarkt konnten mit anonymem Geld bezahlt werden.
Agustí Chalaux (1911-2006) kommentierte das wie folgt: „ 100.000 Unternehmer produzieren mehr und effizienter als 100.000 Beamte ”.
In den Regierungen des privaten Kapitalismus dagegen quellen die Regale vor Waren über, aber nur diejenigen, die über genug Geld verfügen, können sie auch kaufen. Die Armen können dort nicht einkaufen, sogar wenn die von ihnen benötigten Produkte dort im Sonderangebot sind.
Angesichts dieser Situation bemerkte Agustí Chalaux: „ Mich stören die Reichen nicht, mich stören die Armen, und da gibt es nur zwei Lösungen: entweder man tötet sie, oder man gibt ihnen genug Geld, damit sie aufhören, arm zu sein und in den Läden der Reichen einkaufen können ”.
Das bedeutet, wenn auch der Markt der verbotenen Güter, also die Korruption, abgeschafft werden muss, geht es nicht darum, den Markt der erlaubten Güter abzuschaffen, wenn man möchte, dass die Bevölkerung mit den Gütern des Grundbedarfs ausreichend versorgt ist. Die Armen müssen zu Konsumenten werden, durch ein Verteilungssystem, dass jedem die zum Leben notwenigen Mittel zur Verfügung stellt. Damit niemand betteln muss, oder stehlen, oder sich prostituieren etc. Von dieser Maßnahme profitieren nicht nur die Armen, sondern auch die Händler, die Zwischenhändler und die Produzenten.
Man muss unterscheiden zwischen dem schrankenlosen Kapitalismus, der seit der Entstehung des anonymen Geldes vor 4300 Jahren existiert und der unbedingt abgeschafft werden muss, und einem Allgemeinen System, in dem der Kapitalismus nicht unkontrolliert ist, sondern auf den Kauf und Verkauf erlaubter Waren beschränkt ist, und in dem es keine Armut gibt.
Ebenfalls berücksichtigen sollte man, dass der Markt nicht alle Bereiche erfassen muss. Bereiche wie Bildung, Erziehung oder das Gesundheitswesen dürfen nicht auf dem Markt überlassen werden, wenn man gute Dienstleistungen möchte, denn deren Funktionsweise steht oft im Widerspruch zu den Anreizen der ökonomischen Rentabilität. Bedeutsam ist da ein Interview mit dem Nobelpreisträger für Medizin von 1993, Richard J. Roberts, in dem er feststellt, dass es zur Lösung des Gesundheitsproblem keine endgültige Lösung geben wird, denn eine gesunde Person generiert viel zu wenig Einkünfte für die Pharmaindustrie und die Medikamentenhersteller. Deshalb funktionieren die Gesundheits- und Bildungssysteme – trotz aller sonstigen materiellen Einschränkungen – in den Ländern des Staatskapitalismus besser.
Die marktaffinen und die freien und sozialen Berufe müssen in ein und demselben System koexistieren, aber dennoch durch verschiedene Massnahmen klar voneinander abgegrenzt, u.a. dadurch, dass jemand nicht zugleich auf dem Markt aktiv sein und einen freien Beruf ausüben kann.
Brauli Tamarit Tamarit.
Dienstag, 18 Januar 2014.
Übersetzt in die deutsche Sprache: Laura Held.
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